Samstag, November 18, 2006

Heiß: Notebook Akkus - Q21 WDR Fernsehen- Exploding Laptop Batteries




Translation of video to english language

Hilfe mein Laptop brennt
Von Wolfgang Rathgeber

London, Freitag den 16.Juni 2006. Der Grafik Designer Jamie Currey muss zu Hause noch was an seinem Computer erledigen. Er ist Freelancer und arbeitet in seinem Büro, zu Hause oder von unterwegs. Sein Laptop ist sozusagen sein mobiles Büro.

Jamie Currey berichtete:
„Ja, ich arbeitete grade mit dem PowerBook, hier auf diesem Tisch in diesem Raum in meinem Haus. Es war nicht mit dem Netzteil verbunden, er lief auf Akku-Batterie. Plötzlich ging der Bildschirm aus und Funken kamen aus der Seite, da, wo der Akkus sitzt. Auch Rauch trat dort aus und in nur wenigen Sekunden war der Raum voller Qualm. Glücklicherweise war es Sommer und die Türe stand auf. Dann habe ich ihn an der Ecke des Bildschirms angefasst und in den Garten gebracht.“

Der Laptop war heiß und brodelte im Garten weiter. Fünfmal explodierte Jamies Prachtstück. Starker Qualm entwickelte sich. Jamie dokumentierte den Vorfall auf seiner grade neuen Videokamera. Dann gelang es Jamie den Rechner zu löschen. Bevor er ihn zu nah gelegenen Feuerwehrstation brachte, ließ er ihn noch einige Stunden abkühlen. Die Feuerwehr ließ ihn den Rechner bei einer speziellen Computerfirma untersuchen. Apple kam extra aus Kalifornien, um dem beizuwohnen. Ergebnis: Die Lithium Ionen Akkus waren explodiert. Jamie bekam einen neuen Rechner.

Zwei Monate nach Jamies Szenario geschah nichts. Bis Mitte August diesen Jahres der Computerriese Dell über 4 Millionen Akkus zurückrief. Das gleiche Problem. Akkus wurden zu heiß und explodierten. Auch Apple rief 4 Wochen später 1.8 Millionen Akkus zurück. Später folgten Toshiba, Lenovo, Fujitsu, Sharp, Hitachi und relativ spät Sony. Bis heute sollen bei den Globalen Rückrufaktionen schon rund 8.2 Millionen Akkus zurückgerufen worden sein. Die Zellen der Akkupacks wurden von Sony geliefert. Hergestellt im asiatischen Raum.

Offenbar war das Problem nicht unbekannt. Schmorte doch vor dem Start einer Lufthansamaschine ein Laptop im Gepäckfach, oder erschreckten Teilnehmer bei einer Konferenz in Japan, als sich ein Gerät mit mehreren Explosionen verabschiedete. So berichtet der Journalist Corey Dade aus Atlanta im deutschen Handelsblatt, das die amerikanisch Verbraucherschutzkommission schon seit 2003 in 339 Fällen kennt, bei denen es um explodierende und brennende Lithium Ionen Akkus geht. Die Fluglinien Quantas, Virgin Blue und Korean Air, verbieten seit der Rückrufaktion solche Akkus mit Netzteil zu betreiben. In der Businessklasse dürfe man den Laptop nur mit Netzteil betreibe. Der Akku müsse entnommen werden.


Die Erklärung des Desasters: Metallpartikel seien während des Produktionsprozesses in die Trennschicht der Lithium Ionen Zellen gelangt, und hätten einen Kurzschluss ausgelöst. So muss man wissen, dass Lithium Ionen Akkus eine hohe Energiedichte haben, und sich somit fast in allen elektronischen Geräten wie Handys, Digitalkameras, Videokameras und DVD Spielern vor allen in Laptops sich wieder finden. Besonders bei Laptops wird von den Herstellern für Akkus immer mehr Leistung abverlangt. So arbeiten bekannte Hersteller schon jetzt daran, ihre „Mobilen Geräte“ mit 24 Stunden Laufzeit ohne Nachladung anzubieten. Mehr Power höhere Gefahr?

Im Fraunhofer Institut in Pfinztal bei Karlsruhe sitzen Spezialisten, die sich auch mit Lithium Ionen Akkus beschäftigen. Dr. Jens Tübke und Dipl.Ing. Thomas Bayha führten für Q21 einen Test in ihrem Labor durch.

Dr. Jens Tübke:
„Probleme, die mal auftreten können, sind das in den Einzelzellen selber, also in diesen einzelnen Zellen, ein so genannter interner Kurzschluss auftritt. Das ist etwas, was man von Außen, auch mit keiner Schutzschaltung verhindern kann. Und genau diesen Fall wollen wir mal versuchen nachzustellen, das heißt wir schneiden uns hier eine Einzelzelle aus, und werden diese Einzelzelle thermisch überlasten.“

Einer einzelnen Zelle wurde von außen, einer Heizplatte Temperatur zugeführt, die sonst in der Zelle selbst entsteht.

Dipl.Ing. Thomas Bayha:
„Wir werden die Temperatur der Zelle noch überwachen, dass wir sehen können, wie heiß die tatsächlich wird, durch die entstehende Wärme diese internen Prozesse angeheizt werden, und irgendwann die Reaktionen dann stattfinden, die zu einer Explosion, oder zu einem Austreten zu einem Batterieinnenleben führt.“

Bei 176 Grad wird der Zustand der Zelle kritisch. Flüssigkeit tritt an der oberen Sollbruchstelle aus, und kurz danach explodiert sie brennend mit lautem Knall, fliegt durch die geschützte Testbox, und entzündet sofort ein Messkabel. Schließlich herrschen hier zuletzt Temperaturen bis 400 Grad.

Bei Jamies Laptop entstand eine starke Rauchentwicklung. Neben der Feuergefahr war das auch kritisch. Zum Glück hatte Jamie das Gerät in den Garten transportiert. Gefährliche Substanzen?

Dr. Jens Tübke kommentiert das Jamies Video:
„Zum einen ätzende Verbindungen, die hier mit rauskommen. Es sind natürlich auch gesundheitsschädliche Verbrennungsprodukte, die hier auftreten. Von der Akkuverpackung, vom Akku selber. Also einatmen sollte man das auf keinen Fall. Man kann also hier schon die Schleimhäute verätzen, Augen können betroffen sein, lungengängig kann es sein, dass heißt, auch hier können Verletzungen auftreten.“

Übrigens nicht auszumalen, wenn Jamie das passiert wäre, während er mit Laptop im Rucksack zum Beispiel mit der Londoner Underground gefahren wäre.